Oskar hatte sich sehr schnell eingelebt. Er wusste wie man rein und raus kam, nämlich so lange laut Miauen, bis ein Mensch kam und die Tür aufmachte. Wenn Abends der Ruf kam "Tiger, Oskar, kommt, kommt schnell! Lecker, lecker.", dann sollte man schleunigst, von wo auch immer, losrennen, durch die Küche durch, ins Wohnzimmer rennen. Dann gab’s Futter. Und hinterher spielen. Die Menschen ließen sich in der Tat immer wieder lustige Sachen einfallen. Letztendlich kam der Griff zur Bürste, die zweimal auf das Sofa geklopft wurde. Oskar sprang hoch, rollte sich sofort selig auf den Rücken und genoss das Bürsten seiner langen, schwarzen Haare. In den Momenten wurde er von seinen Menschen zärtlich "Kleiner Mann" genannt.
Tiger hielt sich derweil vornehm zurück. Sie guckte sich das Ganze von der Fensterbank aus an. So wirklich recht war es ihr wohl nicht, dass "ihr" Sofa in Beschlag genommen war. Sie putzte sich sorgfältig und ging dann nach oben auf ihren momentanen Schlafplatz neben der Tür.

Inzwischen war es Januar und schon ganz schön kalt. Und dann war es eines Morgens so weit. Es hatte geschneit. Beide Katzen hatten noch nie Schnee gesehen und waren entsprechend fassungslos, als sie aus dem Fenster guckten. Alles war weiß. Ob das wohl eine Fehlfunktion der Rollladen war, als sie hoch gezogen worden waren? Gleich rannten sie zur Küchentür. Das musste überprüft werden! Die Tür nach draußen ging auf - und das gab es doch nicht, es war immer noch alles weiß. Die ganze Welt war weiß!

Oskar stürmte ungläubig die drei Treppenstufen hinunter, rutschte auf dem Schnee aus, landete auf der Terrasse, sammelte seine vier Beine , die in alle Richtungen entglitten waren und merkte dann, dass man auf dem weißen Kram doch stehen konnte, dass aber die Pfoten nass wurden. Er sprang hoch, schüttelte die Pfoten, kam wieder auf den Boden und wurde aber schnell sicherer im Umgang mit dem unbekannten Schnee.

Tiger saß an der Türkante und schaute Oskar zu. Ungläubig, verwirrt, aber auch neugierig. Vorsichtig tatzte sie mit einer Pfote das weiße Zeug an Dann noch einmal. Es tat ihr nichts. Aber Vorsicht war immer gut! Und noch einmal mit der Pfote an den Schnee. Auch ihre Pfoten wurden nass. Sie schüttelte sie kräftig. Doch dann siegte endgültig die Neugier, denn die Flocken flogen in der Luft und mussten eindeutig gefangen werden. Also raus.

Tiger und Oskar wirbelten durch den Garten und waren sehr vergnügt.