Frau Blaumeise japste nach dem Streit immer noch nach Luft. Ihr Mann hatte sich zwischenzeitlich das nächstbeste Korn geschnappt und war losgeflogen,
bevor seine Frau ihn weiter beschimpfen konnte.
Ärgerlich schmiss sie die kleinen, runden Körner zur Seite. Die mochten sie und ihre Familie nämlich nicht so gern wie die Sonnenblumenkerne. Sie stellte ihren Fuß auf den
Kern und da ihre Wut irgendwie hinausmusste, schrie sie die anderen Vögel aus Leibeskräften an:
"So macht man das! Man nimmt ein Korn, fliegt hinaus, knackt es, bringt es weg oder frisst es - und dann kommt man wieder,
um das nächste Korn zu holen!"
Der Grünfink lachte laut auf, schubste die kleine Frau zur Seite, nahm sich das Korn unter ihrem Fuß, knackte es mit seinem großen,
starken Schnabel in Sekundenschnelle und warf ihr verächtlich die leeren Schalen hin.
Da gab es für Frau Blaumeise kein Halten mehr. Sie schoss mit ihrem spitzen Schnabel direkt auf den frechen,
viel größeren Grünfinken zu und erwischte den erstaunten Vogel mitten auf der Brust. Er torkelte und fiel rückwärts aus dem Futterhäuschen.
Frau Blaumeise spurtete an die Kante und schaute ihm schadenfroh nach.
Die Spatzen, Amseln, Kohlmeisen und die anderen Vögel klatschten Beifall und schlossen Wetten ab, wer gewinnt.
Denn der Grünfink hatte sich schnell wieder gefangen und schoss nun seinerseits auf Frau Blaumeise zu.
Das Einflugloch war jedoch recht klein. Frau Blaumeise trat einfach beiseite. Der Fink krachte mit seinen
Schultern gegen das Holz. Der Ärger musste wohl sein Auge für die Größe getrübt haben. Er wurde zurückgeschleudert
und drohte wieder auf der Erde unter dem Futterhäuschen aufzuschlagen.
Die Meise schnappte sich schnell ein Korn und flog eilends auf der anderen Seite aus dem Häuschen hinaus.
und setzte sich in einen Busch in der Nähe, aber weit genug entfernt, so dass der Grünfink sie nicht sofort erwischen konnte.
Sie wollte ihr mühsam erkämpftes Sonnenblumenkorn gleich aufhauen, aber vor Lachen fiel es ihr fast aus dem Schnabel.
Die Dompfaffen hatten von dem Ganzen gar nichts mitbekommen. Sie fraßen unbeeindruckt weiter. Nur Herrn Dompfaff hörte man sagen:
"Sollen sie doch lachen. Ich bin gleich satt, die nicht!"
Frau Dompfaff nickte zustimmend.
Copyright für Text und Fotos: Susi Menzel
Die Geschichte ist in dem Buch "Das Leben am Vogelfutterhaus - Die Geschichten" enthalten.
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