Susi Menzel


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Frau Kohlmeise und der trockene Sommer

Der Garten einer Kohlmeisenfamilie wird dem Erdboden gleich gemacht, Dabei wird das Nest zerstört. Familie Kohlmeise sucht sich ein neues Revier und kämpft dort in dem extrem heissen Sommer ums Überleben.

Lies mal wieder:

Eine Geschichte von Susi Menzel
Kohlmeise auf Futterhaus Kohlmeise auf Futterahus
Fotos: Susi Menzel

Frau Kohlmeise war ganz verzweifelt. Es war so mühselig geworden, Nahrung für ihre Jungen zu finden. Es gab seit Jahren zu wenige Insekten, die eigentlich ihre Hauptnahrung waren. Deshalb waren sie schon fast zu Vegetariern geworden. Aber selbst Körner waren in diesem Sommer schwer zu finden. Die wenigen Pflanzen, die trotz Trockenheit gewachsen waren, standen in voller Blüte und warteten darauf, dass die wenigen Bienen, Hummeln und anderen Insekten sie bestäubten, damit sie endlich ihre Samenkörner ausbilden konnten. Und nun war es wieder so fürchterlich heiß geworden. Alles litt unter der brennenden Sonne, jede Anstrengung wurde zur Tortur. Außerdem hatte es seit Wochen nicht geregnet. Vielleicht deshalb gab es kaum Früchte, die man hätte anpieken können, um wenigstens an etwas Fruchtsaft zu kommen. Und so kamen viele Lebewesen, aber auch die Pflanzen an die Grenzen ihrer Existenz.

Frau Kohlmeise war erschöpft von dem langen Flug in diesen Garten. Sie hatte gehört, dass es in dem Häuschen, das hier auf einem Metallstab stand, Futter geben sollte. Tagelang hatte sie es trotz der großen Entfernung angeflogen und immer war es leer gewesen. Es war schrecklich. Sie hatte so sehr gehofft, dass sie hier Futter für ihre Familie finden würde.

Sie und ihr Mann hatten erst kürzlich in dieser Gegend neu gebaut. Ihr bisheriges Revier war abgeholzt worden. Auch der alte Birnenbaum, in dessen frühere Höhle eines Spechtes sie gezogen waren, war mitsamt dem Nest und mit ihren acht wunderschönen Eiern gefällt worden. Es hätte nur noch wenige Tage gedauert, bis ihre Jungen geschlüpft wären. Sie hatte schon deren Bewegungen gespürt.

Wenn die Menschen nur ahnen würden, wie viele Tiere dadurch zu Schaden gekommen waren. Alle hatten geschrien und sogar mehrere Angriffe auf die Menschen mit ihren lauten, grässlichen Maschinen geflogen. Aber keiner hatte eine Chance gehabt, das Unglück abzuwenden. Der ganze Garten war innerhalb eines halben Tages gerodet und dem Erdboden gleich gemacht worden. Zurück blieben Scharen von verzweifelten Vögeln und anderen Tieren. Viele schauten noch tagelang nach, ob sie ihre Jungen vielleicht doch noch retten konnten. Irgendwann gaben sie auf und suchten sich eine neue Bleibe und damit verbunden, ein neues Revier, das sie sich jedoch erst neu erkämpfen mussten, denn die Gärten und Grünflächen wurden ständig weniger. Dadurch gab es auch weniger Insekten, letztlich weniger Pflanzen und dann weniger Tiere. Niemand hatte mehr genügend Nahrung. Frau Kohlmeise war immer sehr traurig, wenn sie darüber nachdachte. Sie hatte ein sehr schlechtes Gefühl, was die Zukunft anging. Dennoch war sie froh, dass sie so schnell eine neue Höhle an einem Baum gefunden hatten und dass sie in diesem Jahr noch einmal hatten Eier legen können. Die Jungen der meisten anderen Kohlmeisen waren schon flügge, während ihre Brut erst vor einigen Tagen geschlüpft war. Ob wohl alle überleben würden? Es war seit gestern so furchtbar heiß geworden, dass man es im Nest kaum aushielt. Dummerweise war der Ast über ihnen, der ihr neues Heim beschattet hatte, vermutlich wegen der großen Trockenheit abgebrochen. Deshalb schien nun den ganzen Vormittag die pralle Sonne auf die Höhle. Sie brauchten mehr Wasser als normal. Durch die Hitze war jedoch alles verdorrt. Selbst die Wassernäpfe, die viele Menschen in ihre Gärten stellten, waren in Nullkommanix leer.

Da es zu heiß war, um weiterzufliegen, setzte sie sich auf einen Ast des Apfelbaums. Sie hatte ein schlechtes Gewissen ihren Jungen gegenüber, die ständig Fressen brauchten, sie aber keines bringen konnte. Sie hoffte, dass ihr Mann erfolgreicher mit der Futtersuche war. Von der Hitze war sie so sehr erschöpft, dass sie etwas Ruhe brauchte, bevor sie weiter nach Futter suchen konnte.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Die Tür des Hauses, das in der Nähe des Futterhäuschens stand, öffnete sich und ein Mensch kam heraus. Er hatte eine Tüte dabei und es knisterte, als er die Hand hineinsteckte und Körner und Nüsse hervorzauberte. Vorsichtig steckte er welche in die Öffnung des Häuschens.

Also doch! Es war wahr! Frau Kohlmeise war ganz aufgeregt und hüpfte auf ihrem Ast hin und her. Ihr Magen meldete sich umgehend.

Aber der Mensch ging nicht weg. Er setzte sich schnaufend auf einen Stuhl und starrte auf das Vogelhaus. War er eine Gefahr für die Vögel? Konnte sie es wagen, trotzdem zum Futter zu fliegen? Mit Menschen hatte sie schließlich so schlechte Erfahrungen gemacht. Würde er sie fangen? Sie sah, wie er versuchte, zu pfeifen, was nach einigen Versuchen auch klappte. Es war nicht sehr weit hörbar, aber scheinbar laut genug für die anderen Kohlmeisen und weitere Vögel. Sie kamen zwitschernd in Scharen angeflattert und stürzten sich auf die Körner in dem Häuschen. Ließ sie der Hunger die Vorsicht vergessen? Frau Kohlmeise wusste, wenn sie nicht bald etwas zu fressen bekam, würde sie einfach vom Baum fallen und sterben. Deshalb wagte sie es, trotz Mensch und vieler feindlicher, ebenfalls Vögel zum Futterhäuschen zu fliegen. Geschickt schlüpfte sie durch die kleine Fensteröffnung hinein und mopste sich einen Sonnenblumenkern. Auf einem Ast des Apfelbaums klopfte sie ihn auf und verschlang das weiche Innere. Sie futterte so viel, dass sie kaum noch fliegen konnte. Nach einem Schluck Wasser aus dem Napf, der praktischerweise in der Nähe stand, nahm sie sich noch ein weiteres Korn und flog den weiten Weg zurück zu ihrem Nest, damit auch ihre Kinder und ihr Mann etwas abbekamen.

Kohlmeise pickt ein Korn Kohlmeise pickt ein Korn
Fotos: Susi Menzel

Als sie später zurückkam, um noch mehr Futter zu holen, sah sie schon von Weitem, dass das Häuschen besetzt war. Eine große, fette Ratte saß darin und fraß die restlichen Körner auf. Obwohl sie wusste, dass Ratten gute Kletterer waren, konnte sie sich nicht vorstellen, wie sie den dünnen, glatten Stab hinaufgekommen war; aber sie hatte es geschafft. Die gesamte Vogelschar zeterte zwar lauthals, aber das machte der Ratte nichts aus. Erst als der Mensch aus dem Haus kam und laut polterte, sprang sie herunter und rannte weg. Der Mensch füllte Körner nach und sagte: "Ich bleibe noch eine Weile hier sitzen, damit ihr in Ruhe fressen könnt." Außerdem bestrich er den Metallstab mit einer glitschigen Masse, die es sogar hungrigen Ratten schwer machen würde, sie zu überwinden, um oben in das Futterhaus zu kommen.

Frau Kohlmeise hatte es nun verstanden, dass dieser Mensch den Vögeln wohlgesonnen war, und erzählte den anderen davon. Die wussten das jedoch schon. Sie kamen alle den weiten Weg, weil sie dem Menschen in diesem Garten trauten. Allerdings nur so lange, wie der Mensch allein war. Er hatte nämlich ein Haustier, und zwar eine schwarze Katze. Grelle Warnschreie von Vögeln kamen in dem Moment langsam näher und kündeten Gefahr an. Die Katze war im Anmarsch. Und auch, wenn der Kater alt und durch die wahnsinnige Hitze noch langsamer war als sonst, so war er für die Vögel immer noch sehr gefährlich.

Die hatten aber erst einmal genug gefressen und gönnten sich eine kurze Ruhepause an einem schattigen Plätzchen in den Bäumen ihrer Gärten, bevor sie wieder Futter für ihre Jungen suchten.


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Kohlmeise auf Apfelbaum Kohlmeise auf Apfelbaum
Fotos: Susi Menzel


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